Mahonie (Mahonia) allgegenwärtig, und doch oft übersehen ...
Blühende Mahonie | Die botanisch zu den Berberitzengewächsen zählende Gewöhnliche Mahonie (Mahonia aquifolium) stammt ursprünglich aus dem westlichen Nordamerika, wo es der Kleinstrauch in Oregon als offizielle „Staatspflanze“ zu einiger Berühmtheit gebracht hat. Um 1841 nach Europa gelangt, verbreitete sich die Mahonien hierzulande so rasant, dass dieser eingebürgerte Neophyt inzwischen aus Grünanlagen, Parks, ja selbst von innerstädtischen Verkehrsinseln ebenso wenig wegzudenken sind wie aus Bauerngärten und Landfriedhöfen. Seine Anpassungs-fähigkeit an verschiedene Boden- und Lichtverhältnisse, die Robustheit und Genügsamkeit mögen Gründe dafür sein, dass man diese immergrünen Gehölze heute auch vielerorts verwildert in der freien Natur antrifft. Von einigen Botanikern wird die Mahonie deshalb bereits als potentiell invasiv angesehen. | Früchte der Mahonie | ||||
| Angesichts der Allgegenwärtigkeit von Mahonien in Stadt und Land erstaunt um so mehr, dass die breitbuschigen Kleinsträucher mit dem dunkelgrünen ledrig glänzenden gezähnten Laub kaum je bewusst wahrgenommen werden. Vielen sagt nicht einmal ihr Name etwas. Dabei punkten Mahonien mit einer ganzen Reihe von Vorzügen. Dazu zählen die von März bis Juni erscheinenden, aufrecht stehenden goldgelben Blütenrispen, deren starker Duft zahlreiche Insekten anlockt, und das zierende bronze-violett überglänzte Herbstlaub ebenso wie ihr dichter, mäßiger Wuchs von kaum mehr als 1,5 m Endhöhe und die Schnittverträglichkeit. Erstaunlich ist zudem die Fähigkeit der Mahonien, dem Wurzeldruck höherer Bäume standzuhalten und mit wenig Licht auszukommen, weshalb sie für Landschaftsplaner und Gartengestalter die erste Wahl darstellen, wenn es um absonnige Standorte und Schattenpflanzungen geht. Vor allem aber besitzen diese robusten Kleinsträucher zwei in Zeiten des Klimawandels gar nicht hoch genug einzuschätzende Qualitäten: Sie sind stadtklimafest und trockenheitsresistent. Allerdings werden Mahonien in Extremsituationen auch von Mehltau und Rost befallen. Neben den Sorten der Gewöhnlichen Mahonie kommen verschiedene Unterarten sowie Kreuzungen mit der Berberitze (Mahoberberis) in ganz Europa als Zierpflanzen zum Einsatz. | |||||
| Fruchtzweig | Blühende Mahoberberis | nnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnn |
Mahonien werden zwar nicht in Liedern und Dichtungen besungen wie etwa das „Heideröslein“ oder der „Vuglbärbaam“, und doch bilden sie gleichfalls eine wertvolle Ergänzung des Wildobstspektrums. Allerdings wissen die wenigstens, dass sich die ab Juli in traubenartigen Fruchtständen reifenden etwa erbsengroßen himmelblau bereiften Mahonienbeeren – richtig verarbeitet – vielfältig zu Gelee, Fruchtpüree, Most, ja sogar Obstwein verwerten lassen. Im Unterschied zu allen anderen Pflanzenteilen enthalten die Früchte nämlich nur in sehr geringem Maße Alkaloide und das giftige Berberin, trotzdem sollte man vom Rohgenuss Abstand nehmen und die Kerne aus dem zubereiteten Fruchtmus absieben. Sehr gute Verwertungseigenschaften besitzen insbesondere die in der Späth’schen Baumschule Berlin gezüchteten ertragreichen Fruchtsorten ‚Pamina‘, ‚Mirena‘ und ‚Jupiter‘. Aufgrund des ähnlich gezackten immergrünen Laubes werden Mahonien manchmal verwechselt mit der Stechpalme (Ilex aquifolium), deren allerdings Früchte ungenießbar sind. Da Mahonien vielerorts tatsächlich ein „Schattendasein“ führen, um nicht zu sagen: fristen, erscheint es um so wichtiger, dieses unspektakuläre, und doch überaus nützliche Wildobstgehölz als Leipziger Wildfrucht des Jahres 2021 in den Blick der botanisch interessierten Öffentlichkeit zu rücken. | nnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnn | |
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